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WZ Düsseldorf 23.02.06

erstellt von Mail Isis zuletzt verändert: 02.03.2006 18:18

Über den Besuch der ausgesperrten ArbeiterInnen von GATE GOURMET/London bei den streikenden KollegInnen von GATE GOURMET/Düsseldorf.

Arbeitskampf international

 

Die Streikenden bei Gate Gourmet am Flughafen bekamen am Mittwoch Besuch von Kollegen aus London. Deren Ausstand begann schon im August.


Düsseldorf. Kälte. Ein Gefühl, dass Satwant Uppal und Mohinder Kaurvirk gewöhnt sind. Soziale Kälte, um genau zu sein. Doch heute frieren die beiden indischstämmigen Engländerinnen auch körperlich. Bei nicht einmal drei Grad Außentemperatur zeigen sich die beiden Frauen im Schatten der Werkshallen von Gate Gourmet am Flughafen dennoch kämpferisch. Sie sind gekommen, um ihren Düsseldorfer Kollegen, die nun schon seit 141 Tagen streiken, den Rücken zu stärken.

Uppal und Kaurvirk sind sogar noch weit länger im Ausstand. Am 10. August begann am Flughafen Heathrow in London der Kampf des Gate Gourmet-Managements gegen die eigenen Angestellten. Mohinder Kaurvirk arbeitete acht Jahre lang für Gate Gourmet, sorgte zuverlässig dafür, dass die Trolleys für die Flieger beladen werden. An diesem Tag im englischen Spätsommer endete aber ihre Karriere bei dem Airline-Caterer.

"Morgens kamen plötzlich 150 Aushilfskräfte in die Firma. Wenig später hat man uns in die Kantine gerufen und uns allen gekündigt. Sieben Stunden lang wurden wir dort festgehalten. Ohne Essen, ohne Trinken, ohne auf die Toilette zu können", erzählt die Inderin mit ihrem typischen Akzent den bibbernden Düsseldorfer Kollegen.

Satwant Uppal erreichte im Urlaub ein Anruf. Sie sei entlassen, hieß es. Vier Wochen nach dem Ende ihres Urlaubs klingelt wieder das Telefon: Wo sie denn bleibe? Sie sei nicht zur Arbeit erschienen. "Als ich dann in der Firma ankam, hat man mich sofort zum Manager gerufen. Der sagte dann, Sie sind entlassen, weil Sie unentschuldigt gefehlt haben."

Seit diesem denkwürdigen Tag laufen in London Arbeitskampfmaßnahmen. Weltweite Aufmerksamkeit erregte der Solidaritätsstreik der Flughafen-Arbeiter. Heathrow war fast zwei Tag lahm gelegt.

"Es ist gut, zu sehen, dass auch andere Kollegen kämpfen. Das ist wichtig für unsere Moral", sagt John Pownall. Seit 1988 arbeitet der gebürtige Engländer bei der LTC, die später von Gate Gourmet übernommen wurde. Seit der Swissair-Pleite und der Übernahme der Firma durch den US-Finanzinvestor Texas Pacific haben Pownall und seine Kollegen fast weltweit die Ziele der neuen Besitzer zu spüren bekommen: sparen, sparen, sparen.

Rund um den Streikposten am Flughafen geistern zurzeit die neuesten Gerüchte. Texas Pacific habe seine Sparvorgabe von zehn auf 25 Prozent weltweit erhöht. "Hier geht es immer nur darum, wegzunehmen. Damit muss mal Schluss sein", sagt Christian Berger vom Solidaritätskomitee für die Streikenden. "Es ist ein Kampf gegen die Heuschrecken, die Firmen abgrasen und Menschen wie Müll wegwerfen. Aber der Widerstand gegen diese Methoden wird größer. Erstaunlich, dass eine Gruppe von indischen Küchenhelferinnen zeigt, wie es geht", sagt Berger und blickt auf die beiden Gäste aus London.

Die Kontakte zwischen den Gate Gourmet-Arbeitern sollen jetzt intensiviert werden gemeinsam wähnt man sich stärker. Am 25. März werden wohl einige der Düsseldorfer Kollegen nach London zu einem großen Protestmarsch gegen Gate Gourmet fliegen. Übernachten werden sie bei ihren Leidensgenossen im Stadtteil Southhall dort wohnen die meist indischen Ex-Gate-Gourmet-Mitarbeiter.

"Ich bin auf jeden Fall dabei", sagt Arbeiter Holger Osterkamp. Die 141 Tage Streik zehren auch an seinen Kräften. Nicht nur körperlich, auch finanziell. "So um die 25 Prozent weniger", hat Osterkamp jeden Monat im Portmonee, die Gewerkschaft NGG zahlt aber zumindest das Streikgeld regelmäßig. Die englischen Kollegen haben da weniger Glück sie werden von ihrer Gewerkschaft völlig allein gelassen. "Das ist eben der Preis, den man für den Streik bezahlen muss. Aber wir sind bereit, weiter zu kämpfen. Die gewinnen nicht", sagt Osterkamp wütend.

23.02.06
Von Marc Herriger


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