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"... diese Heuschrecke soll sich die Zähne an uns ausbeißen!"

erstellt von Frank Nord zuletzt verändert: 18.02.2006 05:09

Text des Flugblatts zur Soliaktion in Kassel am 14.2.2006

DGB-Region Nordhessen , Postfach 100960, 34009 Kassel

Spohrstraße 6-8
34117 Kassel
Telefon: 0561-72095-0
Telefax: 0561-72095-33
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V.i.S.d.P.: A. Kampmann


"...diese Heuschrecke soll sich die Zähne an uns ausbeißen!"


streikzelt.jpg
Der Eigentümer von "gate gourmet" heißt Texas Pacific Group (TPG), diesem Konzern gehören weltweit hunderte von Firmen, eine davon ist "gate gourmet", mit weltweit 26.000 Beschäftigten. Bei "gate gourmet" Düsseldorf streiken 83 Kolleginnen und Kollegen seit dem 7. Oktober. Sie sind für die Geschäftsleitung eine harte Nuss und sie beißt sich die Zähne am Widerstand dieser 83 (von 120) Kolleginnen und Kollegen aus. "gate gourmet" ist ein Caterer, d.h. die Firma beliefert die Flugzeuge mit Lunchpaketen. "gate gourmet" gehörte früher mal direkt zur Fluggesellschaft LTU, wurde aber vor vier Jahren von TPG aufgekauft und soll in diesem Jahr wieder verkauft werden. Auch jetzt ist LTU noch Hauptabnehmer von "gate gourmet" und aktiv am Streikbruch beteiligt.

"Heuschrecken"-Firmen sind im vorigen Jahr durch den Sozialdemokraten Müntefering zu den Bösewichtern überhaupt erklärt worden. Sie haben eine besonders aggressive Geschäfts­methode: Sie sammeln das Geld von Multimillionären (private equity) und suchen sich Firmen, besonders gern jetzt in Deutschland (Nebenbei: Nachdem die Rot-Grüne Regierung mit Müntefering die Steuergesetze entsprechend geändert hatte), bei denen sie die Arbeits­bedingungen radikal verschlechtern und die sie nach vier bis fünf Jahren wieder gewinnträchtig verkaufen. Als Opfer bleiben die für die Profitsteigerung hinderlichen Beschäftigten zurück.

Diese Methode ist aggressiv, aber sie ist das in der freien Marktwirtschaft sich durchsetzende Prinzip, wenn niemand mehr vor den arbeitenden Menschen Respekt hat. Diese Methoden zur Profitsteigerung sind nichts besonderes, sie sind kein Ausrutscher des Kapitalismus, sind dabei, sich überall durchzusetzen und alle Bereiche des Arbeitslebens zu erfassen.
Bei "gate gourmet" heißt das inzwischen: Löhne runter, Arbeitszeit rauf, zwei machen die Arbeit für drei. Ein Kollege erzählt: »Die Vorgesetzten haben uns behandelt wie Gutsknechte, Schichten hatten wir rund um die Uhr, planen konnten wir nicht mehr, weil wir den Schichtplan erst fünf Tage vorher bekamen. Du konntest nur noch selten zu Fortuna gehen (gemeint ist Fortuna Düsseldorf) oder zum Kegeln. Verdammt, diese Heuschrecke soll sich die Zähne an uns ausbeißen!« Und dann leiser: »Es geht nicht mehr ums Geld, es geht um die Ehre«.

Im Herbst forderten die KollegInnen 4,5 Prozent mehr Lohn - zumal ihnen gesagt wurde, dass ihr Laden der profitträchtigste in Deutschland sei. Die Geschäftsführung bot zehn Prozent an - aber minus 10 Prozent! Und kostenlose Mehrarbeit!
Die Beschäftigten waren geschockt, die aufgestaute Wut von vier Jahren brach sich Bahn in einem Streik, seit dem 7.10.05. Es ist inzwischen einer der längsten Streiks in der Geschichte der BRD.
Die 83 KollegInnen harren aus, rund um die Uhr, seit über 130 Tagen. Wenn solidarische Gruppen kommen, versuchen sie gemeinsam, Streikbrecher zu behindern und das Tor zu blockieren.
Die KollegInnen sind unbeugsam, weil sie nicht wieder in die Firma zurück wollen, wo die Vorgesetzten die entwürdigende Behandlung der letzten Jahre, jetzt auch noch triumphierend, fortsetzen würden. Die Streikenden werden unterstützt von 15 örtlichen Gruppen, das heißt Arbeitslosen-Initiativen, kirchlichen (evangel., kathol., muslim.) und linken Gruppen. Sie bekommen die satzungsgemäße Streik-Unterstützung der NGG, aber das reicht hinten vorne nicht. Viele haben sich inzwischen verschulden müssen, das wird nicht so leicht aufzuholen sein, wenn der Streik einmal beendet ist. Auch an unserer Unterstützung liegt es, ob sich die Heuschrecke die Zähne beschädigt am Willen und an der Moral der Streikenden!

Und was können wir tun? Geld sammeln, Geld spenden!

Spendenkonto der Gewerkschaft NGG: SEB Düsseldorf, Kto. Nr. 165 021 73 00, BLZ 300 101 11, Stichwort: "Streik Gate Gourmet"

Das Konto der Unterstützer-Initiativen lautet: Axel Köhler-Schnura, Postbank, Kto. Nr. 18 90 88 850, BLZ 760 100 85, Stichwort "Streik GG".

Und was können wir sonst noch tun?: Macht den Streik bekannt bei Kolleginnen, Kollegen, Freunden und Bekannten (In Presse und Fernsehen erscheint bisher fast nichts).

Infos im Internet:     www.ngg.net        www.gg-streik.net         www.labournet.de

Dieser Arbeitskampf zeigt schon wesentliche Merkmale der Auseinandersetzungen, die uns noch bevorstehen. Nichts bleibt wie es ist - nur wir selber können uns helfen.

DGB-Region-Nordhessen, Gewerkschaft NGG, Forum Gewerkschaften Kassel



Düsseldorf, Flughafen Frachtbereich, LTU-Halle 8a. Die umgebenden Gebäude demonstrieren Macht, Beherrschung. Auf der einen Seite des Platzes das LTU-Gebäude, wo allein die Buchstaben »LTU« so groß sind wie das Zelt der Streikenden, auf der anderen Seite der Komplex von „gate gourmet“. Dazwischen ein kleiner Wohnwagen mit Zelt davor. Kleiner Wohnwagen, kleines Zelt, ein übersehbarer, ein zerbrechlicher Anblick.

An der Seite, im Freien, ein Bord mit zwei großen Thermoskannen Kaffee und einem Isolierbehälter mit Bohnensuppe, daneben weißes Plastik-Geschirr. Dahinter ein selbstgemaltes Transparent, es steht was drauf von Sklavenarbeit und organisierter Kriminalität. Aber wenn man mit den Streikenden gesprochen hat, mit ihren Unterstützern und ihnen vor allem zugehört hat, dann wird dieses kleine Zelt zum unübersehbaren Symbol für Widerstand, der sich als stärker erweisen könnte als die Angriffe der „Heuschrecke“ Texas Pacific Group.


Ein Gespräch eines Flugblattverteilers vor einem LTU-Schalter im Düsseldorfer Flughafen mit einem LTU-Passagier: »Was geht mich das an, ich will mein Lunchpaket an Bord und damit basta« Flugblattverteiler:»Vielleicht können Sie sich aber bald keinen Flug mehr leisten und das Lunchpaket ist dann auch perdu!« »Ach was, mein Arbeitsplatz ist sicher, wir haben eine unglaubliche Gewinnrate«. Flugblattverteiler: »Seien Sie nicht zu sicher, die Firma Grohe in Herzberg (der Mercedes unter den Bad-Armaturenherstellern, Besitzer ist jetzt auch TPG) hatte eine Profitrate von 20,4 Prozent. Die Beschäftigten fühlten sich mindestens so sicher wie Sie jetzt. Grohe-Herzberg ist jetzt Grohe-Thailand, macht dort 30 Prozent Profit«.


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